Abschiedsrede zur Beisetzung

Letze Änderung am 15. April 2025 um 10:59

Liebe Heidi,

hier unter dieser mächtigen Eiche, wo du deinen letzten Ruheplatz findest, möchte ich im Kreis von Familie und Freunden ein paar Worte zum Abschied sagen.

In all den Jahren hast du immer zu mir gehalten und mich unterstützt – ich habe es dir sicher nicht leicht gemacht – aber du warst immer für mich da und hast mich auf allen Wegen begleitet.  Dafür kann ich dir gar nicht genug danken.

Also wir vor mehr als 50 Jahren zusammen gekommen sind, hat keiner in unsere Umgebung daran geglaubt, dass aus uns Beiden mal ein Paar werden wird. Aber du hast immer dafür gekämpft, dass es wahr wird. So konnte auch die langjährige Wochenendbeziehung uns nicht auseinander bringen.

Umso mehr haben wir die gemeinsamen Urlaube genossen – die uns zwar nie in weite Ferne führten, aber wenn wir im Auto zu den Klängen der Arlésienne Suite „On The Road“ in den Süden fuhren, waren wir glücklich.

Es gab eine Zeit, wo ich dir besonders viel Kummer bereitet habe, aber auch da wolltest du nie von mir lassen und hättest mich vor anderen wie eine Löwin ihre Jungen mit deinem Leben verteidigt. Deine Unterstützung war mir eine große Hilfe

Wahrscheinlich habe ich dir immer zu viel aufgebürdet, denn ich wusste ja, Heidi macht das schon. So ging ein Großteil unserer Lebensplanung von dir aus  – diesen Anstoß werde ich sehr vermissen.

Gerade in den vergangenen Tagen ohne dich, habe ich noch mehr gemerkt, wie wichtig du mir warst. 

Es macht einen großen Unterschied, jetzt allein im Sessel zu sitzen. Denn auch wenn wir beide nur so da saßen, du lesend am Esstisch, ich im Sessel auf einer Tastatur tippend – wir waren zusammen. Und immer wenn ich aufschaute und mal wieder sah wie dein Kopf auf den Tisch gefallen war, musste ich lächeln.

Jetzt, ohne dich macht es einfach keinen Spaß und so gehe ich häufig schon um 10 Uhr schlafen. Fast so wie du früher immer erzählt hast, »wir gehen um 22 Uhr 22 ins Bett«.

Was in den letzten Jahren nicht mehr zugetroffen hat, es war immer kurz vor oder nach Mitternacht.

So auch an jenem Abend am 7. März. Beim Blick auf den Wecker war es bei mir 23:59  und um 0:01 bist du gekommen und hast dich in dein Bett gelegt und bist unter leichtem Schnarchen eingeschlafen – obwohl du ja niemals schnarchst!

Aber aus diesem Schlaf bist du nicht mehr aufgewacht.

So blieb mir in den folgenden Tagen nur die Möglichkeit an deiner Seite zu sitzen und deine Hand zu halten oder zwischendurch dein Mund von Schleim zu befreien oder etwas Tee hinein zu sprühen. Dabei hast du oft an dem Schwämmchen die Flüssigkeit gesaugt, und ich nicht glauben wollte, dass dein Zustand so schlimm ist.

Es war nicht leicht so hilflos an deinem Krankenbett zu sitzen und manchmal habe ich mich dann gefragt, ob es die richtige Entscheidung war auf lebensverlängernde Maßnahmen zu verzichten. Aber die Alternative einer noch längeren Leidenszeit wäre noch viel schlimmer gewesen. Dafür haben wir beide im Pflegeheim zu viel gesehen.

Am letzten Tag hatte ich mein Kopfhörer dabei und konnte sie dir anstelle der Hörgeräte einsetzten und so hast du vielleicht wirklich die Klänge der Musik »Die Möwe Jonathan«   gehört und konntest friedlich einschlafen. Diese Melodien haben uns immer an schöne Stunden erinnert, wo wir gemeinsam auf einem Schiff über die Wellen in die Abendsonne hinein gefahren sind. Und so wie damals waren wir Händchen haltend zusammen.

Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis mir bewusst wurde, dass du nicht mehr atmest.

Aber ich bin froh, dass wir die letzten Minuten gemeinsam verbracht haben.

Jetzt kannst du wie die Möwe Jonathan über dem Wasser schweben, frei ohne die Last des Lebens.

Du wirst mir sehr fehlen.

Und wenn wir jetzt deine Urne unter dem Baum versenken, wissen wir, wir können immer hierher zurückkehren und unseren Baum achtsam umarmen.

So möge deine Asche dem Baum als Nahrung zu neuem Leben dienen, ihm Stärke geben, so wie du mir immer Stärke gegeben hast.

 – und eines Tages werde auch ich neben dir ruhen und wir können wieder gemeinsam in der Ewigkeit unser Runden drehen.

Tschüss!

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